Nr. 24 Hartberger-Gmoos
Größe: 61 ha
Bezirke des Natura 2000-Gebietes: Hartberg-Fürstenfeld
Gemeinden des Natura 2000-Gebietes: Hartberg
Ein prägender Bereich für das Landschaftsbild der Stadt Hartberg, aber auch für dessen Entwicklung, ist neben dem Ringkogel das in einer weiträumigen Senke südlich vor der Stadt liegende Hartberger Gmoos. Teile des über 60 ha großen Feuchtgebietes wurden bereits 1992 zum Tier- und Pflanzenschutzgebiet Hartberger Gmoos verordnet. Diese Bereiche sowie angrenzende Flächen bilden heute auch das 61 ha große Europaschutzgebiet Nr. 24 - Hartberger Gmoos, das sowohl nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-RL) als auch der Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL) ausgewiesen wurde.
Vom Egel- zum Edelsee
Bis ins 15. Jahrhundert war dieses Gebiet vom ca. 30 ha großen Edelsee (ehem. „Eegelsee") bedeckt, der 1736 noch als „größerer Teich im Waldgebiet Edelschachen" („Chronik der Stadt Hartberg", Simmler) genannt wird. Nach einem jahrhundertlangen Verlandungsprozess dieses Seichtgewässers und einer kontinuierlichen Entwässerung für die landwirtschaftliche Nutzung hat sich das Hartberger Gmoos zu einem typischen Flachmoor entwickelt. Durch die Veränderung in der Landwirtschaft - Sauerwiesen wurden immer weniger gebraucht - konnte sich die Natur Flächen Stück für Stück zurückerobern. Es entstanden dauerhafte Großseggenbestände und weiträumige Schilfgebiete. Rainbüsche und Rainbäume konnten sich ungestört entfalten und bilden nunmehr Charakterelemente dieses Gebietes.
Vielfalt bringt's
Das Hartberger Flachmoorgebiet stellt heute eines der letzten größeren Feuchtgebiete der Oststeiermark dar und ist für die Pflanzen- und Tierwelt von überregionaler Bedeutung, was durch umfangreiche Untersuchungen belegt ist. Hervorzuheben sind die Schilfbestände (es handelt sich um die größten zwischen der Neusiedler Seen-Region, dem Unteren Murtal und der Plattenseen-Region) sowie die große Vielfalt an anderen wertvollen Lebensräumen. Einige dieser Lebensräume entwickeln sich ohne Zutun des Menschen, wie eben Schilfflächen, Weidengebüsche, Bruchwälder, andere bedürfen gelegentlicher Pflege wie z. B. die Großseggenriede, Hochstaudenfluren oder Kalk- und Quellmoore, manche müssen regelmäßig gepflegt werden, wie einmähdige Streu- (Pfeifengraswiesen) und Sumpfwiesen oder zweimähdige Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen. Alle die eben genannten Lebensräume sind als Schutzgüter für das Gebiet ausgewiesen und dadurch in besonderem Maße geschützt, mit Ausnahme der Großseggenriede, denen aber eine genauso hohe naturkundliche Bedeutung zugemessen werden kann.
Erlebte Natur, erlebtes Wissen in der Stadt
Naturbelassene und naturübereignete Lebensräume sind nicht nur zur Erhaltung von Pflanzen- und Tierarten wertvoll, sondern spielen auch als Erholungsräume in unmittelbarer Siedlungsnähe eine große Rolle. Das Hartberger Gmoos ist heute ein integrierter Bestandteil der Stadt - ein Schutzgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten, aber auch für Erholungs- und Ruhesuchende, eingebettet in eine lebenswerte Natur-, Kultur- und Stadtlandschaft. Die Kernzone ist von jeglicher Infrastruktur ausgenommen und dient als Ruhegebiet für Tierarten.
Die Randbereiche des Europaschutzgebietes sind durch Spazier- und Radwege erschlossen und mit Informationsmöglichkeiten ausgestattet. Dadurch kann das Hartberger Gmoos als Freiluft-Lehrsaal für Schüler der nahen Schulzentren und der eigenen Fortbildung Interessierter dienen.
Beringungsstation
Seit dem Jahre 1995 werden kontinuierliche Vogelbeobachtungen im Natura 2000- Gebiet Hartberger Gmoos durchgeführt. Dieses von der Stadtgemeinde Hartberg unterstützte Naturmonitoring wird vom Österreichischen Naturschutzbund, BirdLife und Interessierten umgesetzt. Bisher (Stand 2012) wurden ca. 140 Vogelarten gesichtet und knapp 90 Vogelarten beringt, darunter viele schon seltene Vogelarten. Die gefangenen Tiere werden mit größter Vorsicht vermessen und sobald mit einem Ring versehen sofort freigelassen um unnötigen Stress zu vermeiden. Durch die hiermit gewonnenen Daten können Aussagen über das Zugverhalten der Tiere, deren körperlichen Zustand und die Bestandesgröße getroffen werden. Beispiele von Vogelarten, die durch die europäische Vogelschutzrichtlinie in besonderem Maße geschützt und im Hartberger Gmoos bislang angetroffen wurden, sind: Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus), Rohrweihe (Circus aeroginosus), Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana), Weißsterniges Blaukehlchen (Luscinia svecica), Mariskensänger (Acocephalus melanopogon) oder Wachtelkönig (Crex crex).
Viel Vieh
Die Lebensräume des Gmoos beherbergen natürlich nicht nur Vogelarten allein. Eine Masse an verschiedenen Tierarten bevölkert das Schutzgebiet - natürlich überwiegend solche, die an Feuchthabitate gebunden sind. Der EU-geschützte Große Feuerfalter kann hier ebenso angetroffen werden wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder der Mädesüß-Perlmutterfalter. Eine erst kürzlich im Gebiet festgestellte Rarität ist der eher unscheinbar wirkende Sumpflabkraut-Blattspanner (Orthonama vittata), der letztmals 1917 in der Steiermark gefunden werden konnte. Natürlich dürfen auch Libellen nicht unerwähnt bleiben, die Charakterarten vieler Lebensräume des Gmoos sind. Nicht vergessen werden dürfen auch die Wirbeltiere, allen voran diverse Amphibienarten wie z. B. der Laubfrosch (Hyla arborea).
Citta Moor
Lebensräume von besonderer Bedeutung für die Region der Oststeiermark sind die im Hartberger Gmoos vorkommenden Moorareale. Wenngleich flächenmäßig eher klein beherbergen sie eine naturschutzfachlich Bedeutsame Tier- und Pflanzenwelt. Da im südöstlichen Alpenvorland nur mehr eine Hand voll Moore existieren, sind viele der ihr eigenen Arten stark gefährdet und in den Roten Listen wiederzufinden. Bemerkenswerte Moorpflanzen, die im Hartberger Gmoos vorkommen sind etwa das Sumpfblutauge (Potentilla palustris = Comarum palustre), die Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris) und das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium).