Neudauer Teiche
Am Hügelzug westlich der Ortschaft Neudau liegen die beiden Neudauer Teiche, der Große Neudauer Teich sowie der nur unwesentlich kleinere Fuchsschweifteich, die zusammen sowie unter der Berücksichtigung von periodischen Überschwemmungsflächen ein Areal von knapp 50 Hektar einnehmen. Die Geschichte der Neudauer Teiche reicht zumindest bis ins 17 Jahrhundert zurück. Die Teiche wurden von der Familie Rottal angelegt und sind seit dem frühen 18ten Jahrhundert im Besitz der Familie Kottulinsky. Da die Teiche über keinen Zufluss verfügen und nur von Regen- und Schmelzwasser gespeist werden, bezeichnet man sie auch als „Himmelteiche". Situiert ist das Teichgebiet auf einer großflächigen Verebnungsfläche, die aus stark stauenden Sedimentschichten (mundartlich „Obock") des Tertiärs aufgebaut ist.
Bewirtschaftung & Ökologie
Die Teiche werden von der Familie Kottulinsky naturnah bewirtschaftet. Zweijährige Karpfen werden im Herbst, nach Wiederbefüllung in den Fuchsschweif- und den Großen Neudauer Teich eingesetzt, wo sie innerhalb der nächsten 1-2 Jahre bis zu ihrem Endgewicht von etwa 2 kg heranwachsen. Neben Karpfen werden auch Hechte und Schleien in die Teiche eingesetzt. Da die Teiche sehr flach sind (etwa 1 ½ m Tiefe) ermöglichen sie Teichpflanzen (Schwimmblattpflanzen wie Seerose, Seekanne und Wassernuss) auch in zentraleren Bereichen eine Bewurzelung am Teichgrund, außerdem erwärmt sich das Wasser in den Sommermonaten sehr stark, was wärmeliebende Arten fördert. Zudem weisen beide Teiche an den Ost-, Nord- und stellenweise auch Westufern ganz flach auslaufende Uferzonen und somit sehr breite Verlandungszonen auf, an die meist Gebüschsäume anschließen. Gerade diese Lebensräume, die an gängigen Fischteichen praktisch fehlen bieten zahlreichen Tieren hervorragende Brut- und Jagdbedingungen.
Kermit, Quaxi und Co. – Das Froschparadies
Von überragender Bedeutung sind die Teiche für die Amphibienwelt. Gleich 12 Arten können in und um die Teiche gefunden werden, darunter mehrere bedrohte wie z. B. der Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex), der Balkan-Moorfrosch (Rana arvalis wolterstorffi) oder die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus). Für ein besonderes Schauspiel der Natur sorgen Ende März um die 2000-3000 Moorfroschmännchen, wenn sie sich auf Freiersfüße begeben und dafür für ungefähr 5 Tage in ein blitzblaues Hochzeitstracht gewanden. Bevorzugte Paarungs- und Laichplätze sind dabei die krautreichen Flachwasserzonen. An den Ufern sind in den Sommermonaten, versteckt im hohen Bewuchs von Schilf, Rohrkolben oder Hochstauden, mit etwas Glück Laubfrösche (Hyla arborea) zu entdecken.
Enten, Hühner, Rallen – Ein Haufen bunter Vögel
Die große Wasserfläche sowie der Überfluss an Nahrung (Wasserpflanzen, Insekten, Amphibien & Fische) machen die Neudauer Teiche zu einem bedeutenden Brut-, Nahrungs- und Rastplatz für eine Vielzahl an Vogelarten, die an das Wasser gebunden sind. Die häufigsten Brüter unter den Wasservögeln sind an den Neudauer Teichen Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), Bläss- (Fulica atra) und Teichhühner (Gallinula chloropus) sowie Stockenten (Anas platyrhynchos). Besonders hervorzuheben sind auch Greifvögel wie Rohrweihe (Circus aeruginosus) oder Fischadler (Pandion haliaetus), die gelegentlich beobachtet werden können und das Brutvorkommen der Zwerg-Rohrdommel. Während der Zugzeit können auch andere auffällige Arten wie Purpurreiher (Ardea purpurea) oder Rohrdommel (Botaurus stellaris) beobachtet werden. Bislang konnten von Ornithologen 222 Vogelarten an den Neudauer Teichen beobachtet werden.
Anderes Getier
Der reichhaltige Lebensraum der Neudauer Teiche lockt natürlich auch viele andere Tierarten an und gibt ihnen Lebensraum. Libellenarten wie das Große Granatauge (Erythromma najas), Käferarten wie der Hirschkäfer (Lucanus cervus), Schmetterlingsarten wie der, im Larvenstadium unter Wasser lebende, Seerosenzünsler (Elophila nymphaeata) oder Zikaden wie die Seerosenzirpe (Erotettix cyane) kommen hier vor. Von dem enormen Insektenreichtum provitieren Fledermausarten wie die kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros). Natürlich fehlen auch die Säugetiere nicht und so kann man im Gebiet auch zahlreich die Spuren von Wildschweinen (Sus scofa), aber auch von zahlreichen Nagetieren, denen Räuber wie Rotfuchs (Vulpes vulpes) oder Goldschakal (Canis aureus) nachstellen.
Das Wasser treibt seltsame Blüten
Die Besonderheiten des Teichgebietes spiegeln sich natürlich nicht nur in einer reichhalten Tierwelt wieder, nein auch die Pflanzenwelt hält eine große Zahl an Besonderheiten bereit. In den europaweit geschützten Lebensräumen der Schwimmblatt-, Wasserlinsen- und Zwergbinsengesellschaften aber auch den Röhrichten, Flachmoorbereichen und untergetauchten Pflanzengesellschaften finden sich Arten wie der Wasserschlauch (Urticularia australis agg.), eine „fleischfressende" Art, die mittels eines Saugmechansmus kleine Wassertiere erbeutet oder die Wassernuss (Trapa natans), deren Früchte nicht nur angsteinflößend bewehrt sind, sondern in früheren Zeiten als Nahrungsmittel Verwendung fanden. Ein Fest für das Augen sind die Blüten der Weißen Seerose (Nymphaea alba) und der Seekanne (Nymphoides peltata) und die Fruchtkörper des Ästigen Igelkolbens (Sparganium erectum), diversen Rohrkolben-Arten und des schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum angustifolium). Mit dem Sechsmännigen Tännel (Elatine hexandra) und dem Schwimmlebermoos (Ricciocarpos natans) konnten vor kurzem sogar zwei Arten gefunden werden, die hier ihr einziges Vorkommen in der gesamten Steiermark haben.