Nachlese – Das ÖEG Insektencamp im Natura 2000-Gebiet Lafnitztal
Zum ersten Mal veranstaltete die Österreichische Entomologische Gesellschaft (ÖEG) ein Insektencamp, bei dem vom 21. Bis zum 27. Juli 2014 diverse Insektengruppen sowohl in Theorie als auch direkt in natura bearbeitet wurden. Organisator und Leiter des Camps war der Ameisenforscher Herbert C. Wagner in seiner Funktion als Jugendreferent der ÖEG. Als Gebiet war das Europaschutzgebiet Lafnitztal-Neudauer Teiche gewählt worden, als Unterkunft diente das Naturschutz-Jugendhaus der Österreichischen Naturschutzjugend-Landesgruppe Steiermark (önj-Steiermark) in Wörth an der Lafnitz, die „Biberburg". Hier konnten die über 20 TeilnehmerInnen samt Vortragenden nicht nur übernachten und speisen, sondern die Biberburg bot auch die Räumlichkeiten für die Vorträge. Diese fanden jeden Vormittag zu jeweils zwei Insektengruppen statt und wurden von jungen, aber bereits namhaften und aufstrebenden InsektenforscherInnen gehalten. Die behandelten Insektengruppen waren: Libellen (Johannes Volkmer), Heuschrecken (Johannes Volkmer), Wanzen (Rachel Korn), Zikaden (Gernot Kunz), Ameisen (Herbert C. Wagner), Käfer (Gregor Degasperi und Sandra Aurenhammer) und Schmetterlinge (Benjamin Wiesmair). Des Weiteren wurden Weberknechte (Julia Schwab) und Spinnen (Alexander Platz) behandelt.
Jeden Nachmittag wurden bestimmte Standorte im Schutzgebiet (Sand- und Schotterbänke der Lafnitz, als Standort mit stehenden Gewässern der Fuchsschweifteich, Auwälder, Magerwiesen, Pfeifengraswiesen,...) aufgesucht und nach Insekten durchforstet. Zurück in der Biberburg wurden die Tiere -wenn nötig- mithilfe von Binokularen möglichst auf Artniveau bestimmt, woraus zu publizierende Artenlisten entstehen sollen.
Besonderheiten unter den bestimmten Insekten waren unter anderem die FFH-Art Ophiogomphus cecilia (Grüne Flussjungfer), die nur etwa 5 mm große Grabschrecke Xya pfaendleri (Pfaendlers Grabschrecke), die an Ufern von stehenden und fließenden Gewässern lebt. Unter den Wanzen wurden beispielsweise die in der Steiermark seltenen Arten Chartoscirta cocksii und Eysarcoris ventralis gefunden. C. cocksii ist aus der Familie der Springwanzen, lebt in Feuchtbiotopen zwischen Torfmoosen und Sauergräsern und gilt in der Steiermark als gefährdet. Eysarcoris ventralis gehört zu den Baumwanzen, ist eine mediterrane Art und wird in der steirischen Vorwarnliste der gefährdeten Arten geführt. Die Arten Myrmica curvithorax (Salz-Knotenameise), die erst zum dritten Mal in der Steiermark nachgewiesen wurde und die auf Totholz lebende Art Temnothorax clypeatus (Hellbraune Schmalbrustameise) waren Highlights unter den Ameisen. Mit Dieckmaniellus helveticus, der auf Blutweiderich lebt, wurde eine erst zum zweiten Mal für die Steiermark nachgewiesene Rüsselkäferart gefunden. Auf dem feinen Sediment an den Ufern der Lafnitz wurde die auf der Roten Liste geführte Laufkäferart Elaphrus ullrichii (Smaragdgrüner Uferläufer) angetroffen.